Kempenich

In der Wohlfühleifel

Geschichte

Sagen - Erzählungen - Anekdoten

Viele Sagen und Erzählungen sind uns erhalten geblieben. Sie berichten von bizarren und denkwürdigen Ereignissen längst vergangener Jahrhunderte. Die Legenden ringen sich oft um die Burg Kempenich und handeln von mutigen Männern und Frauen.

Der in Kempenich ansässige Manfred Becker – inzwischen leider verstorben –  hat solche überlieferten Geschichten und Erinnerungen aufgeschrieben. Wer sich dafür interessiert, findet im Archiv des Heimatjahrbuches des Kreises Ahrweiler eine Menge Material. Im Web findet man sie im Heimatarchiv des Kreises Ahrweiler, wenn man bei der Autorenauswahl „Manfred Becker“ eingibt. Auch von anderen Autoren lassen sich dort Beiträge über Kempenich finden.

Beispiel einer überlieferten Anekdote:

Die verschwundenen Grenzsteine (Manfred Becker)
(Von einem habgierigen Bauern, der seinen Seelenfrieden erst fand, nachdem er seine Missetaten wieder rückgängig gemacht hatte.)

Vor langer Zeit, als die Franzosen in unserer Heimat waren, wurden die Kirchenfelder und die Felder der Herrschaft unter den hiesigen Bauern aufgeteilt. So kaufte sich auch mancher Kleinbauer einiges Land um seine Familie zu ernähren. Mit den Franzosen kamen auch die Landmesser ins Rheinland und die Felder und Wiesen wurden parzelliert und es wurden an den Eckpunkten zu den Nachbarn Grenzsteine, die sogenannten „Marken“ gesetzt.

Nach einigen Jahren, die Preußen hatten die Franzosen vertrieben, geschah es, das Grenzsteine oft beim Pflügen ausgefahren wurden. Der ehrliche Landmann versuchte dann mit seinem Nachbarn die Grenze wieder herzustellen. Aber es gab auch unredliche Bauern, die Grenzsteine zu ihren Gunsten versetzten, um somit mehr Land zu gewinnen.

Manches Bäuerlein wunderte sich, dass sein Acker immer kleiner wurde, doch keiner kannte die Ursache. Der arme Johann war ein schrulliger, alter Bauer, der immer abends noch einmal in die freie Feldflur ging. Die Leute von Kempenich lachten über den urigen Menschen, der sich keinen Feierabend gönnte. Keiner mißtraute dem Mann, der sehr fromm und gottesfürchtig war. Spät kam er öfters nach so einem Spätgang in die Flur ins kleine Wirtshaus an der „Grohsen Straß“ und lächelte verschmitzt und er gönnte sich seine zwei drei Schnäpse. Niemand wußte so recht, was er vom Johann halten sollte, denn früher betrat der kein Wirtshaus. Die geschädigten Bauern legten sich nachts auf die Lauer. Hielten sie im Gürtel Wache, verschwanden in der fraglichen Nacht Grenzsteine im Langenbeutel. Legte man sich auf die Lauer in der Kyllwiese, waren im Goldbachtal Marksteine verschwunden. So ging es über Jahre hin, aber den Täter stellte man nicht.

Dann fehlten urplötzlich keine Steine mehr und keine wurden falsch versetzt. Die Bauern staunten und keiner wußte sich die Sache zu erklären. Der arme Johann war bettlägerig geworden und siechte dahin. Eines Tages, noch ehe es Frühling wurde, verstarb der Johann und viele folgten ihm aus seinem letzten Weg.

Der Pitter war ein Bäuerlein ohne Furcht und Tadel. Obwohl alle Leute im Dorf an böse Geister glaubten, lachte der Pitter über derlei Spukgeschichten. So hatte er eines Tages Butter, Speck und Eier zum Markt nach Ahrweiler getragen, spät des nachts kam er durch die Mauchert zurück.

Als er hinter der Ley angelangt war, setzte er sich ins Gras, denn er war müde geworden und er schlief auch kurz ein. Plötzlich wurde er durch ein eigenwilliges Stöhnen geweckt. Er sah vor sich einen Mann mit einem langen weißen Bart und einem seltsamen weißen Kittel. Der Mann trug etwas auf dem Rücken, was der Pitter nicht erkannte. Er wollte den Mann ansprechen, als dieser hinter den Hecken plötzlich verschwunden war.

Sein Erlebnis erzählte der Pitter keinem Menschen, denn er wollte nicht ausgelacht werden. Man würde ihn für einen Geisterseher halten. Mehrmals, wenn der Pitter vom Ahrweiler Markt kam, sah er den gespenstischen Mann, aber wenn er ihn ansprach, war der Mann weg. Nun ging der Pitter auch auf den Markt nach Adenau. Auch hier kehrte er des nachts zurück und auch auf der Beun sah er den komischen Mann in seiner eigenwilligen weißen Kleidung. Alsbald erkannte der Pitter, dass die Last auf des Mannes Rücken ein Markstein war. Zwischenzeitlich hatten viele Bauern die Grenzsteine an ihren Grundstücken wieder richtig vorgefunden und keiner konnte sich dies erklären.

Eines Tages nahm der Pitter seinen Hund „Harras“ mit zum Markt; er hoffte Harras würde den Mann stellen. Aber kein Hund käme auf die Idee, Geister zu sehen. So blieb der Mann für den Hund auch unsichtbar. Das Grab des alten Johann, in Nähe der Friedhofskapelle, war von Unkraut überwuchert, da er keine Nachkommen hatte. Eines Tages jedoch blühten Blumen auf des Johanns Grab und alle Leute wunderten sich. Kein Mensch klagte mehr über versetzte Grenzsteine und alles hatte wieder seine Ordnung.

Auch sah der Pitter den weißen Mann nun seit einiger Zeit nicht mehr und er machte sich so seine Gedanken. Keiner sah sein Land kleiner werden, der Pitter sah den Spuk nicht mehr und auf des Johanns Grab wuchsen die schönsten Blumen. Da fiel dem Pitter plötzlich ein, dass die Marksteine vom Johann versetzt wurden und dieser so im Jenseits keine Ruhe fand, bis er alle Grenzen wieder hergestellt hatte und er aus dem Fegefeuer in himmlische Gefilde entfliehen konnte.

Sage vom Glockengießer (Walter Müller)
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